„Toxische Maskulinität“ vs. „Krieg gegen die Männlichkeit“ - Die Kontroverse um den neuen Gillette-Werbespot
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Medien & Showgeschäft

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.01.2019
Man kann über eine Werbung nicht sprechen, ohne die Strategie dahinter zu beleuchten. Werbung besteht hauptsächlich aus Strategie und aus kaum etwas anderem, auch wenn die Macher sich noch sehr bemühen uns etwas anderes glauben zu lassen.

Ein Produkt-spot, der eigentlich immer ein gutes Gefühl hinterlassen soll, ist für so ein Thema einfach völlig ungeeignet.

Ich finde den Spot kitschig, altbacken und auf sehr unangenehme Weise amerikanisch (keine Ahnung ob man weiß was ich damit meine. Das ist kein Lösungsansatz oder Diskussionsgrundlage, das ist eine saccharinsüße Verharmlosung.
Er vermischt einfach zu viele Dinge, die nicht miteinander vergleichbar sind und wirkt dadurch auf mich unglaubwürdig.

Klar, es geht um ein Männerprodukt, also stehen Männer im Vordergrund, so ein bisschen führt das aber schon zum Eindruck, dass Männer alleine alles Leid dieser Welt zu verantworten haben und sie alleine auch nur die Welt retten können.

Einiges davon (Bullying, Bossing) betrifft ja durchaus auch Frauen und auch Frauen sind nicht gefeit davor sich rassisistisch, überheblich und sexistisch zu verhalten oder ihren Kindern falsche Werte zu vermitteln. Mir ist das ein bisschen zu sehr schwarz-weiß, Opfer-Täter, gut-böse.

Dinge wie sexuelle Belästigung ernsthaft in den Vergleich mit Bildern von zwei gleichaltrig, raufenden Jungs zu setzen finde ich einfach komplett übertrieben - das zieht die wirklichen Probleme im Grunde ins Lächerliche. Normale Raufereien gehören für mich (für Jungs und Mädchen) zur Kindhheit - was zieht man da für Menschen gross, die ihre Grenzen nicht austesten dürfen und in jeder Regung mit "That's not how we treat each other!" beschnitten werden? So ein Spruch ist genauso platt und wenig Lösung des Problems wie der Spruch "Boys will be boys" im Spot, weil niemand weiß warum die Beiden raufen. Statt darüber zu reden, wird das Kind beschämt. So benehmen "wir" uns nicht, Klappe halten und gut. Diese Aussage könnte man im Grunde auf den gesamten Spot übertragen.

Schämt Euch! So benimmt ein echter Mann sich nicht! Punkt!


So löst man aber nicht konstruktiv Probleme, weder im Grundschulalter noch im Erwachsenenalter.

Der Mensch, ob Mann oder Frau, hat nun mal nicht nur gute, heldenhafte, saubere und politisch korrekte Gedanken und Impulse. Die Lösung kann nicht sein, dass man brave, kleine Soldaten heranzieht, die konditioniert werden, alle diese Regungen einfach nicht zu denken und zu unterdrücken. Das schafft nur eine Kultur der Scham, in der sich die Aggression einen anderen Weg schafft.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.01.2019
Nunja, diese Missstände gibt es ja so auch...und Medien überzeichnen immer, weil es so besser ankommt...ich denke, wer sich davon angegriffen fühlt, wird schon seine Gründe haben...ich sehe da nichts , was Männer per se schlecht macht..gibt ja ähnliche Filme für Frauen, Mädchen ein selbstbewussten Beispiel vorzuleben...fernab von Mode, BMI und Schönheitidealen, Gefallenwollen...da spielt mal halt mit dem Idealismus...jeder Mensch will schließlich zu den "guten" gehören ….Werbung die mit Samaritertum, Hilfsbereitschaft setzen , spielen ja mit den gleichen Mitteln, um anzurühren und sich selbst in ein gutes Licht zu rücken, in dem sie vorgeben, dafür zu stehen....Beispiel Versicherungen in Asien ;)...macht halt nen guten Eindruck und lockt Kunden an...
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.01.2019
Es ist nur Werbung.
Die Aufmerksamkeit in den Medien ist garantiert gezielt forciert worden.

Und der Clip an sich, naja ziemlich bemüht.

Im Zusammenhang mit anderen Kampagnen sogar unglaubwürdig.
Wie hier ja auch schon kommentiert wurde.

Der selbe Konzern würde mit Frontsoldaten, Grosswildjagt und Motiven aus dem Kohle Tagebau werben.
Wenn es Gewinnsteigernd wäre.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.01.2019
"Ich persönlich finde, dass keine der gezeigten Szenarien eine wirkliche grenzwertige Situation widerspiegelt"

Was ist deine Definition von grenzwertig, Nebelkraehe?
Gilette springt da nur, meiner Meinung nach, unbeholfen auf den aktuellen Zug auf.
Verkaufen Frauen schlechtere Rasierer für mehr Geld, werben mit ihrem Namen auf den Hintern von jungen Frauen aber sind nun die Frauenversteher schlechthin.

Ich persönlich finde, dass keine der gezeigten Szenarien eine wirkliche grenzwertige Situation widerspiegelt und degradiert Männer komplett mal wieder zum Täter und Frauen zum Opfer, die nur durch das Handeln eines Mannes vor seinen Geschlechtsgenossen sicher sind.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.01.2019
Ich finde ihn auch gut. Die Frage ist, ob sich in unserer heutigen Gesellschaft sozialisierte Männer, aber nicht sehr davon angegriffen fühlen werden.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
29.01.2019
Der neue Gillette-Werbespot wird derzeit in den (sozialen) Medien kontrovers diskutiert.
Die Befürworter sehen darin einen positiven Ansatz, auf Männlichkeitskonzepte,
-traditionen und-kulturen aufmerksam zu machen, die sich gesellschaftlich destruktiv auswirken (toxic masculinity) und konstruktive Gegenmodelle bzw. Handlungsalternativen aufzuzeigen.
Gegner sehen Männer bevormundet, als aggressiv-sexistisch-homophobe Barbaren verunglimpft und sprechen gar von einem „Krieg gegen die Männlichkeit“.

Ich finde den Werbespot in weiten Teilen sehr gelungen, v.a. das Konzept der Gegenüberstellung von Männern mit destruktiver Handlungspraxis (sexuelle Belästigung & cat-calling, Bevormundung von Frauen im Berufsleben, Homophobie, Anwendung physischer Gewalt etc.) und solchen mit positiver(Stärkung von Mädchen, Unterbinden von körperlicher Gewalt, Solidarität mit Frauen in Belästigungssituationen, Empathie gegenüber Frauen, Kindern/Jugendlichen und anderen Männern etc.).

Mir geht es hier nicht darum, die Werbestrategie von Gillette zu bewerten.
Ob dahinter eine ernstgemeinte Abkehr vom bisherigen (mit traditionellen Männlichkeitskonzepten und –darstellungen operierenden) Werbekonzept steht, gar eine Neuorientierung bzgl. der Corporate Identity des Unternehmens ansteht oder es sich lediglich um ein strategisches Kalkül (Trittbrettfahrer der #MeToo-Bewegung) handelt, kann und will ich, zumindest derzeit, nicht beurteilen.
Es ist mir vielmehr daran gelegen, inhaltlich zu diskutieren.
Wie bewertet ihr den Werbespot ? Was erscheint euch kritikwürdig (positiv wie negativ)? Wie beurteilt ihr die Behauptung, der Werbespot sei männerfeindlich ?

https://www.youtube.com/watch?v=koPmuEyP3a0