Gehälter in der Pflege
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Erstellt von einem Mann oder einer Frau
05.01.2020
So lange mit Krankenhäusern Profit gemacht werden soll von privaten Trägern, wird sich am Desaster der schlechten Personalbesetzung in der Pflege nichts ändern.
Profit bedeutet maximale Kostenminimierung.
Auf wessen Kosten ?

In den 80igern wärend meiner Ausbildung gab es so einen Satz, der eigentlich "abschrecken" sollte:
sauber , satt, Pillen rein....
Heutzutage kann man froh sein, wenn man im Krankenhaus oder Heim noch gut "sauber" gemacht wird; satt wird, weil es Zeit zum füttern oder Hilfestellung gibt (oder überhaupt gesundes leckeres Essen) ; und man kann froh sein, wenn man alle seine Pillen bekommt. (nicht immer wird alles beschafft (Kosten)oder kann nicht bestellt werden, wenn man schon mit einer festen Medikation in Behandlung kommt. Dann muß man seinen eigenen Vorrat nutzen )

Das es so kommen wird, ist übrigens auch schon 20 Jahre klar. Hat aber nix genutzt.
(In den 90igern mußten mal eine Zeit lang Sanitäter von der Bundeswehr notfallmäßig "ausgeliehen" werden, um Versorgungslücke zu schließen)
In meiner Klinik haben sie etwa 3 Jahre nie genug Azubis zusammen bekommen für Kurse.


Krankenhäuser gehen nicht wirklich auf Personalwünsche ein. Z.B individuelle Stunden Reduktionen oder Arbeitszeitmodelle. Von Kinderbetreuungsmöglichkeiten mal ganz abgesehen. Da wurde in meiner Klinik ewig drüber diskutiert.. Bis heute gibt es keine Kita.
Sie riskieren lieber, daß ihnen die Mitarbeiter weg laufen, um dann über "Leihfirmen" für deutlich höhere Kosten wieder Mitarbeiter auszuleihen. (Manchmal sogar die ehemals eigenen)
Verstehen kann ich das nicht.
@Winterzauber

Ich denke es war auf jeden Fall eine gute Entscheidung, sich aus dem Hamsterrad zu befreien. Im Grunde finde ich seit 30 Jahren, dass das eine komplett bekloppte Entwicklung ist. Ich erinnere mich an Studien, die ungefähr schon 20 Jahre alt sein dürften, in denen festgestellt wurde, dass die Verweildauer in Pflegeberufen für ausgebildete Kräfte nur ungefähr drei Jahre beträgt. Wahnsinn.

Mich hat das aber nicht gewundert. Die Arbeitsverdichtung ist Wahnsinn - in meinen Augen. Man darf sich dafür bei den Trägern der Einrichtungen bedanken und bei den Unternehmensberatungen, die - in völliger Ahnungslosigkeit (und Profitgier) - den Trägern geholfen haben, die Kosten zu senken - durch vermeintliche Kostensenkungen, die man projiziert hat in dem man das Arbeitsfeld unter industriellen Perspektiven betrachtet hat.Roland Berger, McKinsey undf so.

Vielleicht ist aber auch eine noch viel höhere Ebene verantwortlich für diese Entwicklung-

Dir wünsche ich alles Gute.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.01.2020
In der Pflege macht man sich kaputt. Ich habe diesen Beruf geliebt, aber er warf netto nicht genug ab, als dass ich mich und meine zwei Kinder ernähren konnte, ohne vom Amt aufzustocken. Leider. Eine Zusatzausbildung zur Intensivpflege schwirrte mir tatsächlich im Kopf herum, war aber mit Kindern nicht machbar. Nun studiere ich nebenher , habe einen Job in der ambulanten Pflege, der sehr gut bezahlt wird. Er ist unter meiner Qualifikation, aber das macht nichts. Ich bin bei einem privaten Pflegedienst, der zusätzlich auch Betreuung und Heilpädagogik, Demenzbetreuung anbietet. Es geht hier mehr ums Menschliche, und das gefällt mir. Es sind so viele alte Senioren einsam, es macht Freude, sie im Alltag zu begleiten und sich Zeit nehmen zu dürfen, nicht nur die medizinische Pflege schnell herunterzureißen , um dann zum nächsten Patienten zu hetzen. Es stresst mich weniger, auch wenn ich natürlich weniger verdiene, als meine Kolleginnen in der medizinischen Pflege( die verdienen etwa 3 Euro mehr die Stunde). In einem Jahr hab ich mein Studium der Heilpädagogik abgeschlossen, dann gebe ich die Pflege gänzlich auf. Es ist eben doch ein unterschied, ob man für seine Arbeitszeit 3500 brutto im Monat verdient( zum Einstieg) oder eben nur 2100...dabei war meine Ausbildung in der Pflege nicht weniger anspruchsvoll, auch wenn sie mir leicht viel. Traurige Zustände sind das heute. Bald wird es noch viel mehr ältere , pflegebedürftige Menschen geben.Pflege im Krankenhaus könnte ich mir gar nicht mehr vorstellen. Das war mir schon in der Ausbildung ein Graus. Patientenabfertigung am Fließband, für nichts hat man mehr richtig Zeit. Auch als sehr unangenehm empfand ich immer diese Grauzone der Verantwortlichkeiten. In Deutschland darfst du als Krankenschwester im Grunde nichts an der Vene machen rechtlich gesehen( Zugang mit Heparin spülen, Blut abnehmen usw), praktisch gehörte das aber auch zu unseren Aufgaben, da oft die Zeit fehlte, auf den Arzt zu warten. Klar, Spritzenschein und am Ende haftet der Arzt, dennoch ist es eine Grauzone und wenn am Ende was passiert, ist man der Depp, falls der Arzt das eben doch nicht tut. In Deutschland muss da noch viel getan werden.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
08.12.2019
Na bevor man die Gehälter erhöht und damit seinen Gewinn schmälert, geht man halt lieber ins Ausland und verdient dort noch mehr... so denken halt Arbeitgeber - da ist nicht sozial, da geht es nur ums Geld - um das eigene Geld, die Mitarbeiter sind da doch egal
Warum? Weil der Staat so schön erpressbar ist.
Da drohen die Arbeitgeber sofort mit Verlagerung der Arbeitsplätze in Billiglohnländer. Und selbst die Altenpflege wandert inzwischen aus. Polen, Tschechien, Thailand etc., was man vor ein paar Jahren nicht für möglich gehalten hätte.
Und die Grundversorgung Aller in einem Staat garantieren.
Man könnte schon einmal damit anfangen die Arbeitgeberanteile vollumfänglich wieder auf mind. "die Hälfte" zu erhöhen, bzw verpflichtet eine Zusatz- Rentenversicherung anzubieten.
Wirtschaft brummte in den letzten Jahren, aber AG Anteile sind eben nicht anteilig erhöht.
Oder warum zahle ich eigenständig den KK Zusatzbeitrag? Warum ist die ALV und Pflege nur anteilig?
Habe den Thread eben den Thread erst entdeckt und schockiert von Dagmar‘s Antwort darauf.

Ganz besonders hat mich der Vergleich zur IG Metall wachgerüttelt.
Denn sie trifft es mal wieder auf den Punkt.

Beim Auto ist es egal, ob der Schlitten 80.000 € oder 120.000 € kostet, aber für die Pflege der Eltern/Großeltern reicht‘s dann nimmer. Die Drecksarbeit soll einer machen, der auch noch schlecht bezahlt wird.
Da muss man bedenken, dass es keine Lohnnebenkosten gibt. Alles, was Arbeitgeber zahlen muss für einen Angestellten/Arbeiter sind für ihn teils des Lohns. Senkung der Lohnnebenkosten sind schlicht und einfach Lohnsenkungen. Also fordert nie nie nie die Senkung der Lohnnebenkosten.

Sinnvoller wäre, solche Sachen wie Gesundheit, Pflege, Grundversorgung (Wasser, Strom, Heizung) nicht dem Gewinnzwang zu unterziehen. An diesen Stellen muss kein Gewinn erwirtschaftet werden - es müssen Menschen versorgt werden. Wenn wir hier vom Gewinn endlich abrücken, werden wieder Pflegekräfte, Ärzte, Krankenschwester Zeit für die Patienten haben. Usw. Aber das geht ja nicht, wäre ja Sozialismus...
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
06.11.2019
Gerade in diesem Bereich finde ich, dass die Lohnnebenkosten drastisch gesenkt werden sollten. Damit mehr Personal eingestellt werden kann! Damit zu den ganzen Pflichten auch locker.Zeit für die menschliche Seite den Bewohnern gegenüber drin sein kann.

Und auch hier greift meine Meinung: Wenn die da oben für ihre ganzen Fehlinvestitionen gerade stehen müssten, würde vieles nicht genehmigt werden und für diese wichtige Notwendigkeit wären auch jede Menge Gelder da!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
06.11.2019
"Dafür dürfte ein Politiker maximal nur noch 2000 Euro Netto verdienen.😁😁😁😉👌"

De facto gehen die besten Entscheider heute schon nicht in die Politik. Viele entscheiden sich für eine Karriere in der Wirtschaft, da dort wesentlich besser gezahlt wird. Die Gehälter in der Politik sind i.d.R. nur für Leute, die keine besonders große Karriere gemacht haben attraktiv, oder für Leute im öffentlichen Dienst, die sich beurlauben lassen können. Wer wichtige Entscheidungen trifft, sollte auch gut verdienen.

Ich halte Neiddiskussionen für absolut sinnlos. Ich fände "fairere" Bedingungen für Pfleger wichtig. Das Gehalt sichert ein Auskommen, aber es ist genug Zeit da, die Arbeit ordentlich zu machen, gute Arbeit wird belohnt, es gibt angemessene Erholungszeiten, menschenfreundlichere Schichten, Hebehilfen etc. - damit die Leute einfach länger fit in ihrem Beruf bleiben und ihn gerne machen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
06.11.2019
Muschel91, Heute, 19:45

Genau das.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
06.11.2019
Die einzigen, die an der Pflege verdienen, sind die Eigentümer der Pflegeheime, Geld für Angestellte und damit für gute Pflege gibt es kaum, dafür einen Wasserkopf an Verwaltung und gewinnmaximierern, am Ende leiden die zu pflegenden zusammen mit dem Pflegepersonal, den Mangel an Qualität lässt sich auch nicht mit mehr Personal aus dem Ausland auffangen, die ja gar nicht nach den Anforderungen unseres Systems gewohnt sind zu arbeiten.
Das Schlimme ist, dass es jetzt wieder nur in den Unikliniken ansteigt. Es wäre endlich mal notwendig, dass die Altenpfleger/innen finanziell besser gestellt werden, denn da fehlt es in den nächsten Jahren immer mehr.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
06.11.2019
Die Gehälter der Pflegekräfte müssen drastisch angehoben werden, damit mehr Leute den Reiz für diesen wichtigen Job bekommen. Wenn ich darüber entscheiden könnte, dann würde keine Pflegekraft mehr unter 4000 Euro Brutto im Monat verdienen. Dafür dürfte ein Politiker maximal nur noch 2000 Euro Netto verdienen.😁😁😁😉👌
Die Privatisierung des Sozialen ist insofern auch kontraproduktiv, weil man mit der Klientel eigentlich kein Geld verdienen KANN. Und WENN Gewinn gemacht wird, dann ist etwas faul... 🙄
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.07.2019
@Eliza Day

"Finde ich im übrigen auch. Wie alle Einrichtungen des Gemeinwesens. Aber wenn mans nicht macht, wird leider zu viel Schindluder getrieben. (...Nein, weniger am Patienten, eher in der Verwaltung.)"

Also während die Verwaltungskosten der gesetzlichen Rente im einstelligen Bereich liegen (ich meine 7%), fressen die Verwaltungskosten bei privater Rente um die 20% - nur so als Beispiel für effektive Verwaltung.
In wie weit wurde denn vor der Privatiesierungswelle in der Verwaltung des Gesundheitswesens Schindlunder betrieben, der durch die Privatisierung nicht mehr stattfindet oder auch nicht durch anderen für Patentienten und Belegschaft teils drastisch schlechteren Schindluder ersetzt wurde?

Als jemand der nicht nur auf Facharzttermine und in der Notaufnahme länger wartet, sondern auch am Bahnsteig und auf schnelles Internet samt in Fremdfirmen ausgegliederte Außendienstmitarbeiter die es installieren, nehme ich gern auch Beispiele aus anderen Bereichen die privatisiert wurden oder sich in der Privatisierung befinden.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.07.2019
" Ich finde es von Anfang an unmöglich, dass es gestattet ist, soziale Einrichtungen zu privatisieren."

Finde ich im übrigen auch. Wie alle Einrichtungen des Gemeinwesens. Aber wenn mans nicht macht, wird leider zu viel Schindluder getrieben. (...Nein, weniger am Patienten, eher in der Verwaltung.)

Das MINDESTE was der Staat eigentlich machen müßte ist 2-3 Referenzeinrichtungen zu haben, die Pflegestandards testen, ausprobieren und auch Betreuungsschlüssel und finanzielle Rahmen setzen. Damit sie die privaten Einrichtungen sinnvoll steuern können. :/
Um 21.15 Uhr bin ich nach Hause gekommen. Ich arbeite in einer Behinderteneinrichtung und das seit über 35 Jahren. Wäre es nicht mein Traumberuf, nie im Leben hätte ich so lange durchgehalten. Und ich verdiene nicht schlecht. Kann gut davon leben, aber reich bin ich auch nicht. Und ganz ehrlich, keine Mark und kein Euro davon habe ich geschenkt bekommen. Die sind hart erarbeitet.
Als ich angefangen habe, hatten wir keine Spülmaschine. Spülen von Hand war normal. Putzsysteme wie es sie heute gibt? wir hatten Eimer und Schrubber. Und damit durften wir Urin, Kot, Erbrochenes aufwischen. Ohne Einmalhandschuhe. Die gabs bei uns noch nicht. Viel zu teuer. Die hatten wir nur für einen Bewohner, dem ein Gabelstapler 2x über die Beine gefahren war und 2x am Tag verbunden werden mußten. Und selbst um die Handschuhe mußten wir wahre Kämpfe ausfechten. Wie viele Bewohner sind in den 35 Jahren verstorben. Ganz bitter. Wie oft habe ich auch Silvester, Weihnachten, Ostern,..........im Dienst verbracht. Wie oft Einladungen, Termine, Feiern, einfach freie Tage verschieben oder absagen müssen. Es war halt mal wieder jemand krank.
Oder so wie zur Zeit. Die Temperaturen sind mörderisch. Wir haben keine Klimaanlage. Nicht mal an allen Fenstern Rolläden und die Schlafzimmer, Eßzimmer, Wohnzimmer gehen nach Süden. Es ist kaum zum aushalten. Wir versuchen es unseren Bewohnern so angenehm wie möglich zu machen. Keine Anstrengungen, viel zu trinken, viel Obst, Trotzdem machen auch ihnen die Temperaturen zu schaffen. Und dass ich mal was trinken sollte, merke ich meist erst dann, wenn mir die Zunge am Gaumen klebt. Und morgen früh um 4.30 Uhr darf ich aufstehen, weil ich um 6.00 Uhr Dienstbeginn habe.
Und trotzdem liebe ich meinen Job. Ich habe einen guten Arbeitgeber, mein Gehalt kommt pünktlich, ich habe Möglichkeiten mich fortzubilden. Ich will mich nicht beschweren. Und bei vielen anderen Berufen wäre ich raus. Hochachtung vor vielen anderen Arbeitnehmern. Und trotzdem bin ich mit meinen fast 60 Jahren eine 3/4 Ruine. Physisch wie Psychisch.
Genug gejammert. Jetzt gibts mal was zu essen. Schönen Abend euch allen!
ja, das ist ein Politikum - das was Spahn als super verkauft ist in Wirklichkeit nur Mist. Er verordnet eine Pflegeuntergrenze in 4 Bereichen. Klar schaut jede Klinik dass genau diese Bereiche nun Mindestbesetzung vorweist, denn ansonsten werden der Klinik Gelder abgezogen.
Um bei bestehendem Fachkräftemangel die Untergrenze zu erfüllen, wird halt in anderen Bereichen gespart. Denn woher sollen die Kliniken das Personal nehmen, ist ja keines vorhanden.

Sportler verdienen Millionen, niemand ist aber bereit in der Pflege, bzw. für seine Pflege mehr zu zahlen, jedoch möchte JEDER bestmöglich versorgt werden.