Ich verstehe einige Dinge in D nicht mehr...
Forum für Dicke, Mollige und Übergewichtige

Rundum Leben

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
15.08.2019
@Herzmenschin

"Vielleicht sollte man einfach ein wenig mehr in die Welt schauen, dann würde man schon merken, dass es uns hier eigentlich ganz gut geht...klar, nicht jeder ist hier reich und viele können gerade so leben und wir sind auch weit davon entfernt, das Ideal erreicht zu haben...aber zumindest wird man aufgefangen..."

Es schadet definitiv nicht, sich (auch als armer Mensch in Deutschland) immer mal wieder bewusst zu machen, dass es großen Teilen der Welt (teils gar drastisch) beschissener geht. Dennoch birgt dies im Rahmen öffentlicher Diskussionen auch Gefahren, denn oftmals (genauer: meistens) wird der Verweis auf Armut in anderen Teilen der Welt als Instrument genutzt, um hierzulande die Notwendigkeit sozialer Verbesserungen abzuwehren oder Sozialabbau zu legitimieren.

"Essen, Dach übern Kopf und unbesorgt Krankwerden dürfen, Kleidung haben, Rechtsbeistand usw.. das ist doch schon mal was."

Das ist überwiegend so, aber längst nicht immer. Es gibt Obdachlose und dazu noch viel mehr Wohnungslose (ca, 650.000), die kassenärztliche Versorgung ist deutlich schlechter geworden, insbesondere bei Fachärzten und im ländlichen Bereich.
Dazu kommt: Egal, wie gut die Situation auch gerade sein mag, werden ständig von Politik, Wirtschaft und Medien neue bedrohliche Zukunftsszenarien entworfen, die die Bereitschaft für soziale Einschnitte und Lohnzurückhaltung erhöhen. Und es wirkt. Die meisten Deutschen meinen z.B., die umlagefinanzierte Rente wäre nicht mehr finanzierbar gewesen und akzeptieren die angebliche Notwendigkeit der teureren und zudem unsicheren kapitalgedeckten Altersvorsorge.
Dazu kommen jede Menge rechnerische Taschenspielertricks, mit denen der Staat selbst höchstrichterliche Urteile und somit die Rechtstaatlichkeit unterwandert - wie bei den Alg II-Empfängern, deren Bedarf künstlich heruntergerechnet wird.
Oder die bizarre, ständig wiederholte Aussage, dass es den Deutschen noch nie so gut ging, was unterschlägt, dass ca. 20% der Bevölkerung seit den 90er-Jahren ca. 18% Einkommensrückgang hinnehmen mussten.
Der statistische Trick: Wenn du als Armer zusammen mit neun Wohlhabenden eine statistische Gruppe bildest, steigt das Einkommen der Mehrheit, wenn sechs Wohlhabende mehr gesellschaftlich erwirtschaftetes Geld bekommen. Mehr noch, wenn man dir all dein Geld wegnimmt und es auf die anderen verteilt, geht es euch zusammen statistisch betrachtet besser, weil das Einkommen der Mehrheit ja gestiegen ist.

Es geht bei diesem Thema also gar nicht so sehr um bestimmte Beträge, schon gar nicht denen, die mit Alg II die vorletzte Stufe der sozialen Leiter erreicht haben. Denen geht es (eben aufgrund der Schreckensszenarien und der Einschnitte der letzten Jahrzehnte) um die Angst, dass ihre Existenzgrundlage irgendwann auch weggekürzt werden wird und (auch ganz wichtig) um Würde.

Vielmehr ist das Grundproblem die Ungleichverteilung von Wohlstand und das sowohl national als auch global.
Nur eine Zahl, die diesen Irrsinn verdeutlicht: 42 Milliardäre besitzen so viel wie die die unteren 50% der Weltbevölkerung.
Ich bin überzeugt davon, dass zumindest hierzulande viele Menschen durchaus bereit wären, auf einen Teil ihres Wohlstands (nicht bei den Lebensgrundlagen, wohl aber beim Konsum) zu verzichten. Denn weltweite Flüchtlingsströme und auch der Klimawandel lassen die meisten zumindest ahnen, dass dies so wie bisher nicht mehr lange weitergehen kann.
Es fehlt halt nur der Glaube, dass dieses Geld dann bei den noch Ärmeren ankommt, bzw. über sinnvolle Entwicklungshilfe deren Lebensgrundlagen verbessert.

Fun Fact am Rande: Viele (wirklich) Reiche wissen darum, dass dieses System irgendwann kollabieren muss und anstatt sinnvolle Wohlstandsverteilung zu befürworten und zu betreiben, werden sie zu Preppern, die sich Bunkeranlagen bauen oder diskutieren auf Kongressen, wie man sich gemeinsam den bald rebellierenden Pöbel vom Hals halten könnte.

"Ich kenne viele im Niedriglohnsektor, die durchaus ein zufriedenes Leben führen...genauso kenne ich eher besser Verdienende die nur am Meckern und Schimpfen sind."

Ja, je mehr Wohlstand vorhanden ist, desto größer der wohl evolutionär bedingte Drang, diesen zu verteidigen.
Die Frage ist halt nur, ob es Sinn macht, das noch zu fördern und zu unterstützen, indem man mit dem Verweis auf noch schlechtere Lebensbedingungen in anderen Ländern Armut gegen Armut ausspielt und somit die Ungleichverteilung letztlich stärkt.
Ich denke eher, dass sich Arme über alle Grenzen hinweg solidarisieren sollten, denn sie alle haben letztlich das Interesse, dass ihre Situation besser oder zumindest nicht schlechter wird.

Ich glaube auch nicht, dass Schönreden der Ungleichverteilung und Wohlstandverlust von ca. 20% der Bevölkerung der richtige Weg sein kann, denn nicht nur die AfD, sondern auch diverse Statistiken legen nahe, dass genau dies ein Grund ist, warum der Demokratie, der Politik und den Medien zunehmend misstraut wird. Und das wissenschaftlich belegbar auch nicht zu Unrecht, denn die Belange der unteren Bevölkerungsschichten finden in der Politik seit rund drei Jahrzehnten keine und in den Medien deutlich weniger Berücksichtigung.
Statt also schönzureden, sollte man öffentlich deutlicher Partei für die Verlierer dieser Gesellschaft Partei ergreifen, weil die sonst für die AfD (oder andere Radikale) Partei ergreifen und uns dieses ganze kapitalistische System national wie global auf die eine oder andere Weise um die Ohren fliegt.
Und notwendige Änderungen schafft man nicht dadurch, dass man sagt, die Ungerechtigkeit könnte auch noch schlimmer sein, sondern indem man Probleme offen und ungeschönt bennent. Denn erkennen und benennen ist die Grundlage, um etwas zum Besseren zu verändern.

Noch ein Fun Fact: In Italien ist es eine bizarre wie populistische Rechts-Links-Querfront, die nun erstmals ein Sozialsystem einzuführen versucht. Hier in Deutschland setzt sich zunehmend der völkisch nationale Flügel der AfD durch, der im Gegensatz zum neoliberalen Rest der Partei deutlich sozialstaatlicher ist (nur halt fürs eigene und bitte auch biodeutsche Volk). Nachdem sich große Teile der Mitte-Links-Parteien mit der Sozialpolitik eines ihrer Kernthemen aufgegeben oder gar (Agenda 2010) gemeuchelt haben, füllen nun überwiegend Rechtspopulisten diese Lücke.
Ich finde das extrem gruselig!

Deshalb ja, in anderen Ländern gibt es übelste Armut! Aber nein, hier in Deutschland geht es Arbeitslosen und Niedriglöhnern nicht ziemlich gut!
Lösung: Wohlstand muss global gerechter verteilt werden!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
14.08.2019
Da hast Du allerdings Recht, Herzensmenschin.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
14.08.2019
Vielleicht sollte man einfach ein wenig mehr in die Welt schauen, dann würde man schon merken, dass es uns hier eigentlich ganz gut geht...klar, nicht jeder ist hier reich und viele können gerade so leben und wir sind auch weit davon entfernt, das Ideal erreicht zu haben...aber zumindest wird man aufgefangen...das merke ich gerade selbst am eigenen Leib....unverschuldet bin ich finanziell und beruflich in Umorientierungsnot geraten...dadurch war kein Einkommen da und ich bin heilfroh, dass ich da aufgefangen wurde/werde, bis ich mich dahingehend sammeln kann...für große Sprünge reicht es sicherlich nicht, aber hey...Essen, Dach übern Kopf und unbesorgt Krankwerden dürfen, Kleidung haben, Rechtsbeistand usw.. das ist doch schon mal was...fair und gerecht geht es, so würde ich es mal behaupten, nirgends zu...klar, ich habe von Norwegen, Irland und anderen Ländern auch schon gutes gehört und woanders schmeckt der Wein angeblich immer besser...vielleicht ist es aber auch so, dass es von den eigenen Prioritäten und Bedürfnissen abhängt, wo und wann es einem gut geht....Ich kenne viele im Niedriglohnsektor, die durchaus ein zufriedenes Leben führen...genauso kenne ich eher besser Verdienende die nur am Meckern und Schimpfen sind...das Problem Altersversorgung ist nicht nur in Deutschland akut....leider...ich für mich selbst würde gerne am Meer leben...irgendwann...in nicht so heißem KLima….irgendwie zieht es mich da gedanklich nach Irland....mal sehen, ob ich das irgendwann für mich realisieren kann, eine Freundin hat den Schritt schon gewagt und lebt seit 3 Jahren dort...nächstes Jahr sind wir dort für einige Wochen zu besuch...mal sehen :)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
05.08.2019
@hopeful traveller

"Ich wohne seit knapp 10 Jahren in Italien, bin im Winter aber immer wieder ein paar Wochen arbeitsmäßig in Deutschland. Ich beobachte mit großer Sorge, wie sich Deutschland entwickelt und würde nur in wirklich großer Not zurückgehen."

Aber dir ist schon klar, dass die TE ihre Überlegungen zumindest hier im Forum an dem Sozialsystem festgemacht hat und jenes in dem Land in dem sie lebt zu den besten und sichersten der Welt gehört, während das in Deutschland mit der Agenda 2010 geschreddert wurde?

In Italien hingegen gab es keine nennenswerte soziale Absicherung. Nach Chaos bei verschiedenen regionalen Versuchsmodellen (Social Card) kommt nun eine Sozialreform, die Standards einführt, die deutlich unter Hartz IV liegen und noch drakonischere Sanktionen zur Folge haben können.
Die Mieten sind in Italien ebenso wie die Lebenshaltungskosten im Durchschnitt etwas niedriger, dafür jedoch auch der Durchschnittslohn und eben die Sozialleistungen. Sowohl das allgemeine Armutsrisiko als auch das Altersarmutsrisiko sind hingegen in Italien höher.
Das könnte sich mit dem Bürgergeld und der Rentenreform in Italien etwas verbessern, die Frage ist nur, ob das von Dauer ist, denn die Reformen kosten Milliarden und die EU macht wegen der hohen Verschuldung Druck und droht mit einem Defizitverfahren. Apropos, die italienische Verschuldung liegt bei 131% der Wirtschaftsleistung, in Deutschland bei 61%.

Nicht falsch verstehen, ich halte die Sozialreformen in Italien nicht für falsch (weil immerhin eine Verbesserung), sondern (grob ausgedrückt) den Sparkurs der EU.
Aber wenn in Italien deutsche Touristen übers Auswandern nachdenken, sind das in aller Regel Wohlstandsbürger, die sich aufregen, dass sie für soziale (und sonstige) Sicherheit auch noch Steuern bezahlen sollen.
Dazu noch ein paar interessante Details:
Sowohl Einkommenssteuern als auch Mehrwertsteuer waren zumindest bis 2017 in Italien höher als in Deutschland - beides für Arbeitnehmer relevant.
Anders für Wohlhabende. Zwar gibt es in beiden Ländern keine Vermögemssteuer, aber wer Wohlstand vererbt, fährt in Italien deutlich besser. Auch die Steuern für Unternehmer sind in Italien geringer als in Deutschland.
Bislang waren zumindest prozentual die Sozialabgaben für italienische Unternehmer höher, aufgrund der geringen Sozialleistungen bei den realen Kosten aber vermutlich geringer als in Deutschland - was sich mit den neuen italienischen Sozialreformen jedoch ändern dürfte.
Bleibt eines, das in Deutschland für normale ArbeitnehmerInnen deutlich teurer ist: Ihr Anteil an den Sozialabgaben. Keine Frage, hier könnte man andere Modelle diskutieren, wie eine Steuerfinanzierung, aber im Prinzip zahlen sie dabei für das, wovon sie im Notfall selbst profitieren und das schützt im Vergleich zu Italien deutlich besser vor Armut.

Insgesamt geht dein italienisches Beispiel also doch ziemlich am Thema vorbei. Aber immerhin hast du bei der Gelegenheit erwähnt, dass du eine Ferienwohnungen vermietest. Sollen dich Interessenten per PN kontaktieren oder lieber über das Inserat, das du auf dem Marktplatz geschaltet hast?
Ich wohne seit knapp 10 Jahren in Italien, bin im Winter aber immer wieder ein paar Wochen arbeitsmäßig in Deutschland. Ich beobachte mit großer Sorge, wie sich Deutschland entwickelt und würde nur in wirklich großer Not zurückgehen. Um Geld zu verdienen oder den Lebensabend zu genießen wird Deutschland zusehends weniger attraktiv. Dadurch, daß ich eine Ferienwohnung vermiete, habe ich regelmäßig deutsche Gäste und ich merke, wie die Unzufriedenheit wächst und viele mit dem Gedanken spielen wegzuziehen...
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
02.08.2019
Denke auch, das die Entscheidung die richtige ist. Genieß Norwegen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.08.2019
Alles Gute für dich! Klingt wie die richtige Entscheidung.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.08.2019
So, jetzt habe ich mit meinen wichtigsten Leuten gesprochen und beschlossen, hier in Norwegen zu bleiben, ich würde zu viele gute Dinge aufgeben, in D müsste ich praktisch bei 0 anfangen, ich werde nicht jünger, gewisse Dinge fallen einfach nicht mehr so leicht.

Ich werde mich also weiterhin vor dem manchmal grausigen Winter mit seinen fiesen Straßenverhältnissen fürchten, aber auch das geht vorbei.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.08.2019
Ich habe die Tage mal gelesen, wenn man sich nicht sicher ist, sollte man eine Münze werfen und egal worauf sie fällt, man merke im Wurf auf welche der beiden Varianten man hoffe.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
31.07.2019
Vllt listest du mal auf, was dich nach Deutschland zurück zieht.....Mutter, Familie, Kontakte...
Und was für Norwegen spricht.
Ich kenne Norwegen nicht, kann mir da kein Urteil zu machen. Ich weiß auch nur wenig über Norwegen.

Aber vllt helfen ja mehr "Care -Pakete" aus der alten Heimat von mehreren Leuten ;-)
Oder mehr virtuelle soziale Kontakte.....
Oder mehr /andere soziale Interaktionen vor Ort....Hobbies, Interessen, Vereine ???
Was auch immer da auf deiner Liste steht, was dich zweifeln läßt in Norwegen zu bleiben, oder nach Deutschland ziehen...
Ggf gibt es andere Lösungen, wenn man mal um die Ecke denkt.

Nur mal so als kleine Gedanken Anregung gedacht.
Viel Glück bei deinen Entscheidungen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
31.07.2019
Ich weiß nicht wie lange Du schon weg bist, aber dass Hartz4 ein brutales, ungerechtes System ist, ist seit langer Zeit bekannt und wird doch häufig (auch in diesem Forum) diskutiert? Da Du ja auch dt. Fernsehen schaust erstaunt es mich ein wenig, dass Dich das so schockiert. Insgesamt ist die Stimmung in Deutschland in den letzten 10 Jahren nicht besser geworden.
Die Lebenshaltungskosten sind unfassbar hoch in Norwegen, vor allem wenn man nicht wie fast alle Norweger mit einem eigenen Haus oder einer Wohnung versorgt ist und wie Du zur Miete wohnt, da erzähle ich aber sicher nichts Neues.
Was man für Lebensmittel zahlt (und welch erbärmliche Qualität diese Lebensmittel dann im Verhältnis zum Preis oftmals haben) finde ich schon schockierend. Die Norweger sind auch gerade beim Essen nicht unbedingt für Neuerungen zu haben (vorsichtig ausgedrückt) ich schwanke zwischen, das verrückt oder bewundernswert bescheiden zu finden. Eine kulinarische Einöde kann man es aber auf jeden Fall nennen.
Norwegen hat viele, viele tolle Seiten, das Gesundheitssystem ist eine der Dinge die ich als nicht ganz ideal ansehe, damit will ich nicht sagen, dass es schlechter als in Dt. Ist ... ein echter Vergleich mit Dt. ist wegen der großen Unterschiede kaum möglich , aber ich denke die Wartezeiten sind dort wirklich, wirklich lang, Zusatzversicherungen werden immer wichtiger und die Eigenbeteiligung ist groß. Mir pers. wäre das stark reglementierte Hausarztsystem weniger sympathisch als unseres und ich denke als dt. Patient hat man z.T. mehr Wahlmöglichkeiten z.b. in Bezug auf alternative Medizin.

Stichwort: Alter. Ich habe mir ziemlich oft überlegt wie meine Mutter dort in ihrem Rollstuhl zurecht käme ... besonders auf Barrierefreiheit ist das Land nicht gerade ausgerichtet, für mein Empfinden.


Die Mentalität der Norweger kann unerwartet schwierig sein, weil es viele ungeschriebene Gesetze gibt und gerade die deutsche Direktheit einfach wirklich nicht gut mit der skandinavischen Kühle zusammenpasst. Ich glaube man kann sich dort als Fremder recht alleine und isoliert fühlen, wobei das sicher keine offen zur Schau getragene Abneigung ist die man da spürt und dennoch wird man vielleicht nie so richtig dazu gehören oder Anschluss finden wenn man nicht bereit ist sich intensiv mit der Mentalität auseinanderzusetzen und sich anzupassen..
Wen es interessiert kann sich beim „Gesetz von Jante“ https://de.m.wikipedia.org/wiki/Janteloven einlesen, das eben auch den Anpassungsdruck in diesen Ländern ganz gut beschreibt ... das ist zum Teil für uns aus südlicheren Gefilden schon etwas befremdlich zu lesen.
Die Unterschiede in den Mentalitäten sind eine der Dinge die für mich gegen ein Bleiben sprächen, das soziale System, die Sprache, die Natur und das Lebensgefühl dafür. Davon abgesehen, dass man in einer fremden Sprache vielleicht nie so ganz Heimat finden wird, glaube ich dass die digitalen Möglichkeiten es heute ja auch sehr vereinfachen mit der alten Heimat in Kontakt zu bleiben.

Ich weiß nicht ob Du das ernsthaft überlegst oder hier vielleicht auch nur ein bisschen mit Deiner sehr guten Situation dort kokettieren willst 😉 ... aber wenn Du mich fragst: bleib mindestens bis zur Rente dort, die schwierigste, erste Zeit ist doch überstanden und dieses Land (also Deutschland) hat sich sehr verändert, die allgemeine Stimmung ist keine Gute.

Ein bisschen wird es vielleicht auch davon abhängen wieviele Freunde und Familienangehörige Du hier hast, die Du vermisst, aber das kannst nur Du selbst beurteilen. Ich würde nicht zurück wechseln bin aber allerdings auch ein großer Norwegenfan und nicht ganz unbefangen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
31.07.2019
Das Leben hier ist für mich wirklich sehr entspannt, was mir zunehmend Schwierigkeiten macht, ist die Entfernung zu meiner Familie, besonders zu meiner nunmehr 85 jährigen Mutter, die Reisen nach D sind lang und entsprechend kostspielig.

Klar, das Leben ist hier tatsächlich um einiges teurer, die Auswahl recht beschränkt, speziell hier auf der Insel, man ist verwöhnt vom Angebot in D, aber selbst daran gewöhnt man sich irgendwann und dann wird eben einmal im Jahr das Auto vollgestopft, oder man lässt sich, wie in meinem Fall, etwas mitbringen, ich kenne deutsche Touristen, die jedes Jahr auf dem Campingplatz sind.

Unschlagbar super ist mein Job(außer im Winter), ich habe Arbeits- und Urlaubszeiten, von denen träumen andere, grad in meinem Job als Bustrulla, das aufzugeben wäre ein wirklich schwerer Schritt, falls ich es eines Tages wage, werde ich mit Sicherheit nicht in Stadtnähe wohnen wollen, Schleswig-Holstein, irgendwo am Wasser wäre fein ;-)

Die norwegische Pension wird, wenn ich sie mit nach D nehme, versteuert, wieviel das irgendwann sein wird, kann man heute nicht sagen.
Ich würde auch meinen, dass es sich besser in Norwegen leben lässt.
Vielleicht nicht von den Lebenshaltungskosten, aber von der Lebensqualität.
Die Krankenversorgung ist dort auch nicht schlecht. Wie es mit der Pflege aussieht weiß ich nicht, aber in Deutschland sieht es sehr mau aus mit der Pflegesituation aus, jedenfalls mit der derzeitigen Lage.
Wie du schreibst, hast du dort eine wunderbare Natur und "keine überfüllten" Städte oder ähnliches in deinem Umfeld. Von der Mentalität her, sind die Norweger - glaube ich - auch entspannter, als wir Deutschen.
Weiß nicht in welchem deutschen Bundesland du leben wolltest, aber ich kann dir vom Berliner und Brandenburger Raum nur berichten, dass es immer "schlimmer" wird.......Überfüllung, Überteuerung, Mietpreise, die keiner mehr bezahlen kann, Kriminalität, usw.....
Mag auf dem Land in anderen Bundesländern anders sein.
Meine Empfehlung ist: Bleib da. wo du bist und komm ab und zu mal zu Besuch und freu dich, wenn du wieder in deinem schönen Norwegen bist.
Ich bin ja schon eine Weile Rentnerin und bin froh, dass ich mich wenigstens 5 Monate im Winter außerhalb Deutschlands (Berlin) aufhalten kann.
Würde ich sonst nicht aushalten.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
31.07.2019
ok die Lebenshaltungskosten sind in Norwegen teuer was ich so gehört habe, wobei....wie ist das dort? Wird deine Pension nochmal versteuert? Hier wird es versteuert. Da geht dann nochmal was ab. Mit ein Grund weshalb hier im Alter viele nicht klar kommen
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
31.07.2019
Den Bericht gab es im Ersten Programm, von daher wohl recht glaubhaft.

Ich weiß, auf welche Sender du hinauswillst, da bin ich natürlich skeptisch ;-)

Im *schlimmsten* Fall darf ich noch 9 Jahre arbeiten, ich denke, die schaffe ich hier im Norden, ob ich allerdings mit meiner Pension hier auskommen werde, kann ich heute nicht sagen, vielleicht kann ich davon relativ gelassen in D leben können.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
31.07.2019
Ich weiß zwar im Grunde nichts über dein Leben in Norwegen - aber rein spontan denke ich bleibe dort. Du hast da dein Leben Dir aufgebaut, lebst ja glaube ich schon länger da, ich glaube nicht das Du etwas gewinnst wenn du zurück kommst. Ganz unabhängig mal von dem deutschen Sozialsystem. Die "Reportagen" auf die du anspielst, da würde ich vorsichtig sein das als Realität anzunehmen. Die Sender die das ausstrahlen wollen ein bestimmtes Bild vermitteln. Es ist nicht neutral. Wir haben sicher nicht DAS beste Sozialsystem - aber eines der besten.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
31.07.2019
Am Montag gab es in der ARD eine Reportage über Hartz4, ich, die ich seit 11 Jahren nicht mehr in D lebe, bin schockiert, wie ungerecht diese Maßnahmen sind, ich kann es gar nicht fassen, wenn das eine Lösung sein soll, weiß ich auch nicht...

Ich habe ja immer mal wieder aus verschiedenen Gründen Anwandlungen, zurück nach D zu gehen, weshalb ich letzte Woche auch außerplanmäßig dort war, mal fix 1400 KM/pro Strecke gefahren, um mich für einen neuen Job vorzustellen, die Bedingungen ansich passen, auch würde man mich sehr unterstützen, alles in die Wege zu leiten, aber: was ist, falls ich, aus welchen Gründen auch immer, den Job verlieren sollte?

Ich würde so unendlich tief fallen, den Zirkus, den die ARGE verlangt, wahrscheinlich gar nicht mehr auf die Reihe bekommen und altersmäßig würde ich mit Sicherheit aufs Abstellgleis geschoben, von der um sich greifenden Altersarmut gar nicht zu reden, das will ich nicht, alles viel zu anstrengend und deshalb habe ich jetzt beschlossen, hier zu bleiben, hier muss ich nur kleine Abstriche machen, damit kann ich leben.

Selbst im Fall der Arbeitslosigkeit würde ich wesentlich weicher fallen, als das in D der Fall wäre, das gibt mir Sicherheit.